Uns war aufgefallen, dass es hier im weltweiten Netz keine Bilder vom ursprünglichen Zustand des Bahnhofes in gab. Das motivierte uns unglaublich.
Großen Dank an Beate Koppri, Gerald Wohlfahrt sowie an Michael Landmann für das Teamwork in sehr angenehmer Atmosphäre.
All denen, die großzügig Dokumente / Fotos überlassen haben, sei ebenfalls gedankt.
-Karl Emmerich-

Einleitung
Die Ansichtskarte rechts ist im Jahre 1939 gelaufen. Auf ihr zu sehen ist im oberen Teil der Bahnhof von der Gleisseite aus. Es steht noch " Gispersleben" zu lesen. Die Eingemein-
dung nach Erfurt kam erst 1950. Im unteren Teil der An- sichtskarte ist rechts ein Teil der Straße "Am Bahnhof" zu sehen, die später den Namen "Paul-Schneider-Straße" be-
kam. Der Blick geradeaus geht in die Goethestraße, die im Zuge der Beseitigung von doppelten Straßennamen in Erfurt zur "Calauer Straße" wurde. Einige der Anwohner empfan-
den das als schlechten Witz und beschwerten sich.

In dieser Straße wurde ich geboren und die Nähe des Bahnhofs hat mich doch mehr geprägt, als ich damals es empfunden haben mag. Schnell entwickelte sich ein Interesse für die Lokomotiven, die damals noch durchgängig mit Dampf betrieben wurden. Die Zusammenhänge waren schnell erkannt: Schellzuglokomotiven hatten weniger Antriebsachsen, dafür aber größere Räder. Diese hatten bei der Baureihe 01 eine Höhe von zwei Metern! Als Heranwachsender war man dagegen ein kleiner Kerl. Zugegebener Maßen hielt sich der Einsatz dieser Schnellzuglokomotiven in Gispersleben in Grenzen, ganz sicher weiß ich aber noch, dass der
Personenzug P502 frühmorgens von Nordhausen kommend von einer REKO-01 gezogen wurde.

So mag das ausgesehen haben. Gerald Wohlfahrt hat es im Bild festgehalten. Interessant ist es, weil links der Bahnübergang am
km 61,9 zu sehen ist. Man sieht das Andreaskreuz und ein Stück der geschlossenen Schranke. Wenn man auf den ganz unten ein-
gefügten Kartenausschnitt schaut, ist dieser Weg die Fortführung der damaligen Friedrich-Engels-Straße. Die Schranke wurde
vom Posten 37 über Drahtzugleitungen fernbedient, von diesem Schrankenposten wird noch die Rede sein.
In der Kopfzeile habe ich es schon gesagt. Vom Bahnhof ist von seinem alten Aussehen nicht viel übrig geblieben und im Internet bleibt die Recherche wenig erfolgreich. Aktuell finde ich einige Ansichtskarten, nicht ganz billig, aber es nutzt mir nicht viel, denn ich habe sie schon.
In Gispersleben gab es bis zur Neuordnung der Straßennamen vier Straßen, die sich direkt oder indirekt namentlich am Bahnhof und der Bahnstrecke anlehnten: die Straße Am Bahnhof, Am Bahndamm, die Bahnhofstraße und Am Anschlussgleis. Der Sport- platz, am Schmalwasserweg gelegen, trug als Namen "Sportplatz am Bahnhof". Diese Straße ist heute ein Teil der Bernauer Straße.

Dieser Ausschnitt einer Ansichtskarte zeigt die Bahnhofstraße, zwei-
fellos die Hauptgeschäftsstraße im Unterdorf. Abgestempelt wurde diese Ansichtskarte 1937. Die Festschrift "800 Jahre Gemeinde Gispersleben- Viti" weist im Jahre 1950 acht Werbeeinträge der dort ansässigen Geschäftsleute aus. Es gab eine Apotheke, Friseure, Fleischer, Bäcker, Milch, Gemüse, Blumen und eine "Best eingerich-tete Fahrrad- und Reparaturwerkstatt" mit einer Tankstelle.
Moderne Autofahrer und Biker werden erstaunt sein.

Wir schauen in dieser Perspektive auf den Bahnübergang, der die damalige Bahnhhofstraße und den Schmalwasserweg trennt. Im Menüpunkt SPEZIFIKATIONEN finden Sie dazu weitere Informationen.
Auf dem Kartenausschnitt unten können Sie die damals gültigen Straßennamen finden und auch den Standort des Bahnhofes in Gispersleben-Viti richtig einordnen. Der Sitz der Firma Otto Schumacher wurde nachträglich eingearbeitet, da von ihr unter GÜTERABFERTIGUNG die Rede ist.

Fa. O. Schumacher