Uns war aufgefallen, dass es hier im weltweiten Netz keine Bilder vom ursprünglichen Zustand des Bahnhofes in gab. Das motivierte uns unglaublich.
Großen Dank an Beate Koppri, Gerald Wohlfahrt sowie an Michael Landmann für das Teamwork in sehr angenehmer Atmosphäre.
All denen, die großzügig Dokumente / Fotos überlassen haben, sei ebenfalls gedankt.
-Karl Emmerich-

1938
Das Jahr 1938 habe ich gewählt, da mir explizit für dieses Jahr Quellen zur Verfügung stehen. Einerseits hat der Anschluss Österreichs schon stattgefunden; insofern sprechen wir nicht
mehr über Deutschland allein. Andererseits hat der Zweite Weltkrieg noch nicht begonnen und die Eisenbahnen der später überfallenen Länder fahren noch friedlich in ihren Landesgrenzen. Schauen wir uns doch mal an, wie unser Bahnhof sich in diesen Unterlagen zeigt.
​

In diesem Verzeichnis suchen wir uns den Ort Gispersleben heraus. Da die Eingemeindung erst 1950 stattfand, finden wir unseren Bahnhof noch nicht unter den Erfurter Bahnhöfen. Auf der Seite 315 werden wir auf der untersten Zeile fündig und finden den unten-
stehenden Eintrag.
Zunächst ist es ein Bahnhof 3. Klasse, das wird durch die römische III kenntlich. Er liegt an der Strecke Erfurt-Nordhausen. Das ist jetzt kompliziert, denn die Kilo- metrierung (Nord -> Süd) beginnt in Wolkramshau-
sen. Die Spalte 2 weist die Lochkartennummer des Bahnhofs aus. Me 9 ist die Nummer des Kartenfeldes in der Übersichtskarte, BA 1 das Betriebs- bzw. das Bahn-
amt Erfurt 1, MA das Maschinenamt und VA das Verkehrsamt, beide in Erfurt.
​


Nun wird es aber kompliziert. Auf der Folgeseite 316 finden wir ganz unerwartet einen weiteren Gisperslebener Bahnhof eingetragen. Er liegt auf der Nottlebener Schiene (Kleinb) und war eine Güterladestelle [FW]. Dieses Kürzel bedeutet: Nur für Frachtgut und Wagenladungen. Die Angabe 2 km dient zur Ermittlung der Frachtberechnung. Altes Kartenmaterial kann hier weiterhelfen.

In der Karte links sehen Sie die von der Hauptbahn abzweigende Nebenbahn nach Nottleben. Unter dem Schriftzug "Nebenbahn" liegt die ehemalige Güter-ladestelle. Neben der Weiche im Strecken-gleis liegen noch mindestens zwei weitere Weichen. Später war dann der VEB Kraft-verkehr auf diesem Gelände. Das Foto von Gerald Wohlfahrt zeigt das Gelände.


Die Fahrplanseite des Streckenabschnitts Erfurt-Nordhausen sieht aus damaliger Sicht ganz anders aus im Vergleich mit der Strecke nach dem heutigen Bad Langen-
salza. Da sah es eher bescheiden und provinziell aus.
Deutschland scheint hier noch größer und es ist erstaunlich, wie weit man reisen konnte, ohne erst nach Erfurt fahren zu müssen. Infolge des zweiten Weltkrieges
wurde Deutschland geteilt und viel klei-
ner als zuvor.
Im unteren Teil des rechts abgebildeten Fahrplanes finden wir auch den Perso-nenzug P 504.
Im BLOG ist von ihm die Rede.
​
Das nächste Buch, welches wir aufschlagen, ist links zu sehen und wir werden einen Blick auf den damaligen Zugverkehr werfen. Wegen der günstigeren Platzaufteilung schauen wir uns erst einmal auf der Verbindung Erfurt-Langensalza um.


Der nun folgende Kartenausschnitt stammt ebenfalls aus dem Jahre 1938. Er entstammt der Übersichtskarte der Reichsbahndirektion Erfurt. Die Strecke (Erfurt-Nord) - Erfurt-West nach Nottleben ist zeichnerisch als Privatnebenbahn dargestellt; nach 1945gehörte sie zum Netz der Deutschen Reichsbahn. Dazu finden Sie viel mehr im Menü NOCH MEHR BAHNEN UND GLEISE in den Büchern von Günter Barthel.
